Ferrari

275 GTB

Ferrari 275 GTB – eine Ikone der 1960er-Jahre

Der Ferrari 275 GTB (Gran Turismo Berlinetta) wurde im Oktober 1964 auf dem Pariser Salon vorgestellt und löste den Ferrari 250 GT Lusso ab . Mit ihm hielt eine neue Ära von Ferrari-Straßensportwagen Einzug.

Geschätzter Marktwert

$3,000,000 – $5,000,000

Technische Daten

Ferrari

275 GTB

1964-1966

Baujahre

Pininfarina/Scaglietti

Karosseriebauer

GTBxxxx

Matching Numbers

239 kurz + 215 lang

Produzierte Stück

ca. 350

Existierende Stück

3286

Hubraum (CC)

V12 60° SOHC

Motor

3286

Leistung (HP)

250

Topspeed

~6,0 s

Beschleunigung

~290

Drehmoment

5-Gang manuell

Getriebe

Heckantrieb

Antrieb

2.400

Radstand

Doppelquerlenker, Schraubenfedern

Fahrwerk vorne

Doppelquerlenker, Schraubenfedern

Fahrwerk hinten

~1.100

Gewicht

Scheiben (4x)

Bremsen

205 VR14

Reifen

diverse (rot, gelb, blau)

Farben

Wissenwertes

Ferrari 275 GTB – eine Ikone der 1960er-Jahre

Geschichte und Entwicklung

Der Ferrari 275 GTB (Gran Turismo Berlinetta) wurde im Oktober 1964 auf dem Pariser Salon vorgestellt und löste den Ferrari 250 GT Lusso ab . Mit ihm hielt eine neue Ära von Ferrari-Straßensportwagen Einzug: Er war der erste Ferrari in Serienproduktion mit Transaxle-Antrieb (hinten an der Hinterachse angebrachtem Getriebe-Differential-Block) und Einzelradaufhängung hinten – technische Lösungen, die direkt aus dem Rennsport kamen. Das Fahrzeugdesign stammte von Pininfarina, gebaut wurde die Karosserie bei Scaglietti in Modena . Stilistisch orientierte sich der 275 GTB an Erfolgsmodellen der frühen 60er: Die Proportionen – lange Motorhaube, zurückversetztes Greenhouse und kurzes Kammheck – zitierten die Linien der 250 GT Berlinetta und des legendären 250 GTO . Charakteristisch waren der ovale Kühlergrill in „egg-crate“-Optik und die unter Plexiglasabdeckungen tief liegenden Doppelscheinwerfer, die dem Wagen einen aggressiv-eleganten Auftritt verliehen .

Die Produktion des 275 GTB erstreckte sich von späten 1964 bis 1968 in mehreren Serien. Insgesamt entstanden in dieser Zeit knapp 800 Exemplare der Berlinetta. Die erste Serie (1964–65) umfasste rund 236 Fahrzeuge mit der frühen „Short-Nose“-Frontpartie, danach folgten ca. 206 Wagen der überarbeiteten „Long-Nose“-Variante ab Ende 1965 . Durch die Verlängerung der Front und eine flachere Motorhaube wurden aerodynamische Auftriebsprobleme der ersten Serie bei hohen Geschwindigkeiten behoben . 1966 präsentierte Ferrari schließlich den verbesserten 275 GTB/4 auf dem Pariser Autosalon, der den zweiventiligen Motor durch einen Vierventil-V12 ersetzte. Diese 4-Cam-Version des 275 GTB blieb bis Anfang 1968 in Produktion, insgesamt entstanden hiervon 330 Stück . Nachfolger des 275 GTB wurde 1968 der Ferrari 365 GTB/4 “Daytona”, der mit 4,4 Litern Hubraum eine neue Generation von Frontmotor-GT einläutete.

Auch auf der Rennstrecke hinterließ der 275 GTB Spuren. Da der ursprünglich für GT-Rennen vorgesehene Mittelmotor-Ferrari 250 LM von der FIA 1964 nicht homologiert wurde, entwickelte Ferrari auf Basis des 275 GTB eine serie kleiner Kunden-Rennwagen . Schon 1965 erzielte ein privat eingesetzter 275 GTB bei den 24 Stunden von Le Mans einen bemerkenswerten Erfolg: Das von der Ecurie Francorchamps gemeldete Exemplar belegte Gesamtrang 3 und gewann damit die GT-Klasse – hinter zwei reinrassigen Prototypen sorgten drei Ferrari (250 LM und 275 GTB) für einen Maranello-Dreifachsieg. In den Folgejahren errangen 275-GTB-Rennversionen weitere Klassensiege, darunter einen GT-Klassensieg in Le Mans 1966 . Die vom Werk als 275 GTB/C (Competizione) bezeichneten Rennwagen wurden in geringster Stückzahl gebaut (siehe Varianten) und markierten das Ende der klassischen frontmotorgetriebenen Ferrari-GT im internationalen Motorsport, bevor ab 1966/67 die Mittelmotor-Sportwagen die Oberhand gewannen.

Technische und gestalterische Besonderheiten

Der 275 GTB vereinte modernste Rennsporttechnik mit der Eleganz eines Straßensportwagens. Herzstück ist der weiterentwickelte Colombo-V12-Motor (Typ 213) mit 3,3 Litern Hubraum (3286 cm³), der bereits im Vorgänger 250 GTO erprobt wurde. In der ersten Ausführung des GTB verfügt der V12 über eine einzelne obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank (SOHC-V12) und leistet ca. 280 PS bei 7600/min mit der serienmäßigen Dreifachvergaser-Bestückung . Auf Wunsch lieferte Ferrari ab Werk eine Sechsfachvergaseranlage (6× Weber 40 DCN3), bekannt als 275 GTB/6C, welche die Leistung weiter steigerte . Die Verdichtung betrug 9,2:1; mit diesem Antrieb erreichte der 275 GTB je nach Übersetzung eine Höchstgeschwindigkeit von rund 240–260 km/h (Kurzheck-Version ca. 240 km/h, Langheck etwas darüber). 1966 folgte im 275 GTB/4 der Schritt zu einem DOHC-V12: Der überarbeitete Motor (Typ 226) besaß nun vier obenliegende Nockenwellen (zwei pro Zylinderbank) und Trockensumpfschmierung . Die Leistung stieg auf offiziell 300 PS bei 8000/min , was den 275 GTB/4 über 265 km/h schnell machte . Damit war der GTB/4 der erste Serien-Ferrari mit Vierventilmotor – ein direkt vom Rennprototyp 330 P2 abgeleitetes Aggregat .

Auch das Chassis zeigte Ferraris Innovationsfreude. Der Rahmen aus ovalen Stahlrohren war in Anlehnung an die Vorgänger konstruiert, jedoch im Heck verjüngt, um Platz für die neue Antriebseinheit zu schaffen . Motor vorn und Getriebe hinten sind durch eine Kardanwelle verbunden, was für ausgewogene Gewichtsverteilung (ca. 50:50) sorgt. Anfangs war diese Welle frei drehend gelagert, was jedoch Vibrationsprobleme verursachte. Ferrari reagierte und führte noch während der Produktion eine Lösung ein: Motor und Getriebe wurden fest über ein Rohr verbunden (Torque-Tube-Prinzip), sodass eine starre Einheit entstand . Dieses fortschrittliche Transaxle-Layout mit unabhängiger Hinterradaufhängung (Doppelquerlenker, Schraubenfedern und Scheibenbremsen rundum) war damals revolutionär für einen Straßen-Ferrari . In Kombination mit der fein austarierten Gewichtsverteilung verlieh es dem 275 GTB ein für die 1960er außergewöhnlich stabiles und agiles Fahrverhalten – ein echter Fortschritt gegenüber den starrachsigen Vorgängern. Gleichzeitig blieb der Wagen ein voll alltagstauglicher Gran Turismo: Neben der konkurrenzfähigen Leistung bot er einen vergleichsweise hohen Reisekomfort und zuverlässige Straßenlage auch auf längeren Touren . Innen verwöhnte der 275 GTB seine zwei Insassen mit traditioneller Ferrari-Atmosphäre: Lederbezogene Sportsitze, ein Holzlenkrad und der legendäre offene Schaltschema-Ganghebel lieferten ein puristisches, aber hochwertiges Ambiente. Trotz seiner Exklusivität war der Wagen praxisgerecht gestaltet – Kofferraum und Verglasung ermöglichten durchaus Tourentauglichkeit, was in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit war.

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Varianten und Sonderversionen

Innerhalb der 275-GTB-Familie entstanden mehrere bemerkenswerte Varianten: Neben den schon erwähnten Kurz- und Langnose-Versionen des zweisitzigen Berlinetta-Coupés gab es eine offene Schwestervariante, den 275 GTS (Spider). Letzterer wurde parallel zur Berlinetta von 1964 bis 1966 in rund 200 Exemplaren gefertigt und richtete sich mit etwas weicherer Fahrwerksabstimmung und 260-PS-Motor an Kunden, die einen luxuriösen Cabrio-Gran-Turismo bevorzugten . Technisch basierte der 275 GTS zwar auf dem GTB, wies aber eigenständige Karosseriedetails auf und gilt als eigenständiges Modell.

Besondere Bedeutung kommen den für den Motorsport modifizierten 275 GTB/C zu. Ferrari baute ab 1965 eine kleine Serie von Wettbewerbsausführungen (Competizione) für Privatteams. Die erste Serie umfasste zehn Fahrzeuge auf Basis der „Short-Nose“-Karosserie . Diese Renn-275er besaßen Leichtbauteile (vollständige Aluminium-Karosserie, dünnere Scheiben), leistungsgesteigerte 3,3-Liter-V12-Motoren mit sorgfältig ausgewuchteten Innenteilen, sechs Vergasern und teils größerem Tank samt externem Tankeinfüllstutzen . Eine zweite Serie von zwölf Exemplaren folgte 1966, nun basierend auf der verlängerten Karosserie mit Langnase . Diese zweite Generation der GTB/C erhielt weitere Optimierungen wie Magnesium-Gehäuse für Motor und Getriebe, überarbeitete Ventiltriebe und – in Anlehnung an die Prototypen – eine Trockensumpfschmierung . Insgesamt wurden nur 3 Werks-275 GTB/C Speciale gebaut (für 1965) und weitere gut 20 Kunden-275 GTB/C (1965–66) – sie gehören heute zu den rarsten und wertvollsten Ferrari-Rennsportwagen ihrer Epoche. Kein 275 GTB/C gleicht exakt dem anderen; einige erzielten spektakuläre Rennresultate (etwa der Le-Mans-Klassensieg 1965) und erlangten legendären Status.

Eine weitere Sonderversion stellt der *275 GTB/4 S NART Spider dar. Dieser Spyder (offener Roadster) wurde auf Initiative von Luigi Chinetti – Ferraris Importeur in den USA und Chef des North American Racing Team (NART) – entwickelt. Chinetti wünschte eine offene Variante des neuen 4-Nockenwellen-GTB speziell für den amerikanischen Markt. Ferrari stimmte zu, ließ bei Scaglietti die Berlinetta-Karosserie zum Spider umbauen und baute 1967/68 lediglich 10 Exemplare des 275 GTS/4 NART Spider . Diese Zahl macht den NART Spider zu einer absoluten Rarität unter Ferraris Straßenmodellen . Technisch entsprach er dem geschlossenen 275 GTB/4, vereint jedoch das potente 300-PS-Triebwerk mit der Eleganz und Exklusivität eines offenen Zweisitzers. Ein 275 NART Spider in der Farbe giallo (Gelb) spielte eine prominente Rolle im Hollywood-Film Thomas Crown Affair (deutscher Titel: Die Thomas Crown Affäre, 1968) – was seinen Kultstatus weiter steigerte . Einige dieser Spider wurden auch im historischen Rennsport eingesetzt. Heute sind die wenigen originalen NART Spider extrem begehrt und rangieren in Wert und Prestige auf Augenhöhe mit legendären Ferrari-Ikonen wie dem 250 California Spider.

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Stärken des Modells

Zeitgenössische Tester und heutige Sammler rühmen den Ferrari 275 GTB für eine Fülle von Stärken. Zunächst verbindet er Leistung und Fahrdynamik in damals unerreichter Weise mit der für einen Gran Turismo nötigen Stabilität. Durch den leichten V12 mit seiner linearen Kraftentfaltung und den Transaxle-Antrieb liegt der 275 GTB hervorragend ausbalanciert auf der Straße . Die erstmals bei Ferrari umgesetzte Einzelradaufhängung an der Hinterachse eliminiert die Traktionsprobleme früherer Starrachs-Sportwagen und verleiht dem Wagen ein präzises Handling, das in den 1960ern als wegweisend galt . Fahrer lobten das direkte Ansprechen der Lenkung und das befriedigende Klick-Klack der offenen Schaltkulisse – Ferrari-typische Merkmale, die beim 275 GTB besonders ausgeprägt waren .

Neben der Technik begeistert vor allem das zeitlose Design. Viele Kenner halten den 275 GTB für einen der schönsten je gebauten Ferrari . Die elegante Fastback-Linie mit den muskulösen Kotflügeln und Details wie den Kiemen in den Seitenblechen verbinden Ästhetik und Funktion. Jedes Designelement – vom geduckten Frontbereich bis zum knackigen Heckabschluss – zeugt von italienischer Handwerkskunst und aerodynamischem Feinsinn. Dieser Ferrari wirkt zugleich elegant und aggressiv und hat damit einen Stil geprägt, der in zahllosen späteren GTs nachhallt.

Auch als Fahrzeug für schnelle Langstrecken wusste der 275 GTB zu überzeugen. Mit dem serienmäßigen 5-Gang-Getriebe (eine Verbesserung gegenüber älteren 4-Gang-Ferraris) und dem drehfreudigen V12 waren hohe Reisegeschwindigkeiten mühelos machbar . Die Sitze boten ausreichend Komfort, und verglichen mit reinrassigen Rennwagen zeigte sich der 275 erstaunlich zivil: Gute Sicht, brauchbarer Gepäckraum und zuverlässige Bremsen machten ihn durchaus alltagstauglich für betuchte Enthusiasten seiner Zeit. Viele Innovationen – vom transaxialen Getriebe über die Trockensumpfschmierung bis hin zum Vierventilmotor im GTB/4 – unterstreichen die technische Führungsrolle dieses Modells in den 1960ern. Zusammengefasst gilt der 275 GTB als perfekte Symbiose aus Renntechnik und Grand-Touring-Luxus . Kein Wunder, dass er schon damals von der Presse als „ultimativer Ausdruck der 1960er-GT-Berlina“ gefeiert wurde und bis heute als Meilenstein in Ferraris Historie angesehen wird.

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Schwächen des Modells

Trotz aller Faszination ist auch ein Ferrari 275 GTB nicht frei von Schwächen – insbesondere aus heutiger Sicht und im Alltag. So erfordert der Wagen einen hohen Wartungsaufwand. Der komplizierte V12-Motor mit seinen vielen Bauteilen (insbesondere bei der 6-Vergaser-Option oder dem 4-Nockenwellen-Modell) muss regelmäßig perfekt eingestellt werden, um seine volle Leistung zu entfalten. Unzureichende Wartung macht sich schnell bemerkbar: Im dichten Stadtverkehr können etwa die Zündkerzen der traditionellen Zündanlage „verrußen“, wenn der Motor längere Zeit im Leerlauf läuft . Dieses Phänomen – ein „nasser“ Motor, der nach Stop-and-Go-Fahrten schlecht anspringt – war damals berüchtigt und erforderte erfahrene Mechanikerhände. Ebenso neigt die Transaxle-Einheit, wenn sie nicht regelmäßig inspiziert wird, zu Ölverlusten an Dichtungen und Verbindungsstellen . Die fortschrittliche Konstruktion hatte anfangs Kinderkrankheiten: Erst die Einführung der Torque-Tube-Verbindung eliminierte Vibrationen zuverlässig; frühe Modelle ohne diese Änderung waren empfindlicher und verlangten präzise Justage .

Ein weiterer Punkt ist die geringe Alltagstauglichkeit im modernen Sinne. Zwar war der 275 GTB für einen Sportwagen seiner Zeit komfortabel, doch fehlen natürlich Dinge wie Servolenkung, Klimaanlage oder Geräuschdämmung, die heutige Fahrer erwarten. Die Lenkkräfte im Stand sind hoch, das ununterstützte Bremssystem verlangt einen geübten Fuß. Auch die Sicht nach hinten ist durch das flache Fastback-Heck eingeschränkt. Der Innenraum heizt sich mangels Klimatisierung und aufgrund des nahe am Fahrer verlaufenden Getriebekanals spürbar auf, was bei sommerlichen Ausfahrten auffällt. Technikschwächen im Sinne von konstruktiven Mängeln sind beim 275 GTB selten und meist Folge altersbedingter Abnutzung: Beispielsweise können undichte Vergaser oder verschlissene Zündverteiler die Zuverlässigkeit beeinträchtigen, was jedoch im Rahmen fachgerechter Restauration behoben wird. Schließlich ist die Ersatzteilversorgung eine Herausforderung – viele Komponenten sind nur noch über Spezialisten oder durch Nachfertigungen erhältlich, was Reparaturen kostenintensiv macht.

Nicht zuletzt resultiert eine „Schwäche“ des 275 GTB heute aus seinem eigenen Wert: Angesichts von Auktionspreisen in Millionenhöhe zögern viele Besitzer, ihre kostbaren Exemplare regelmäßig zu bewegen. Dies führt paradoxerweise dazu, dass manche Fahrzeuge nicht artgerecht genutzt werden und bei seltenen Bewegungen umso anfälliger reagieren. Zusammengefasst erfordert ein Ferrari 275 GTB viel Liebe, Fachwissen und finanzielle Investition, um ihn in optimalem Zustand zu halten – eine Realität, die Enthusiasten jedoch gern in Kauf nehmen, da die Faszination dieses Klassikers alle Mühen rechtfertigt.

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Sammlerinformationen (Wertentwicklung und Verfügbarkeit)

Der Ferrari 275 GTB gehört heute zu den gesuchtesten Klassikern überhaupt. Bereits als Neuwagen war er extrem teuer: 1965 kostete ein 275 GTB in den USA rund $13.905 ab Werk – ein Preis, der damals einem komfortablen Einfamilienhaus entsprach. Diese Exklusivität, gepaart mit geringer Stückzahl (insgesamt nur ca. 770 Berlinettas, davon 442 Zwei-Nocke und 330 Vier-Nocke ), ließ die Werte auf dem Sammlermarkt kontinuierlich steigen. In den 1980er Jahren, als Oldtimer erstmals als Investment galten, überschritt ein gut erhaltener 275 GTB die Million-DM-Grenze. Nach zwischenzeitlichen Marktschwankungen (z.B. dem Klassiker-Boom und -Crash um 1990) kletterten die Preise im 21. Jahrhundert auf neues Rekordniveau. Besonders prominente oder seltene Varianten erzielen schwindelerregende Summen. So wurde 2014 ein 275 GTB/4, der einst Steve McQueen gehörte, bei Pebble Beach für etwa $10 Millionen versteigert . Den bis heute höchsten öffentlich erzielten Preis für dieses Modell brachte jedoch eine der Spezialversionen: 2013 wechselte ein 275 GTS/4 NART Spider bei einer RM-Auktion in Monterey für $27,5 Millionen den Besitzer – damals der zweithöchste Preis, der jemals für ein Automobil bei Auktion gezahlt wurde. Gleich darauf folgt ein 275 GTB/C Speciale, der 2014 in Monterey $26,4 Millionen erzielte . Diese Werte unterstreichen den Ausnahme-Status des 275 GTB: Er rangiert in der Top-Riege der teuersten Ferrari aller Zeiten, direkt hinter Ikonen wie dem 250 GTO . Die folgende Tabelle gibt einige Meilensteine der Preisentwicklung wieder:

Jahr

Modell/Variante

Auktion/Verkauf

Preis (USD)

1965

Neupreis (USA)

Listenpreis Ferrari

$13.905

2013

275 GTS/4 NART Spider (Chinetti-NART)

RM Sotheby’s, Monterey

$27.500.000

2014

275 GTB/C Speciale (Chassis 6701)

RM Sotheby’s, Monterey

$26.400.000

2014

275 GTB/4 ex Steve McQueen

RM Auctions, Pebble Beach

$10.000.000

Auktionsergebnisse inkl. Aufgeld; Währungsangaben in USD.

Verfügbarkeit: Einen Ferrari 275 GTB heute zum Kauf zu finden, ist schwierig und meist auf hochkarätigen Auktionen oder spezialisierte Händler beschränkt. Von den wenigen gebauten Exemplaren existiert der Großteil noch, oft in vollständig restauriertem Zustand. Viele Wagen sind in festen Sammlerhänden und kommen nur selten auf den Markt. Die Preisspanne bewegt sich (Stand Mitte der 2020er) je nach Variante und Historie typischerweise im hohen einstelligen Millionenbereich. „Normale“ 275 GTB Berlinettas (Stahlkarosserie, zweinockig) erzielen etwa 2–3 Mio. $, die vierventiligen GTB/4 liegen etwas darüber . Besondere Ausführungen – z.B. Fahrzeuge mit Aluminium-Karosserie, Rennhistorie oder berühmten Vorbesitzern – können deutlich höhere Preise erreichen. So werden für einen originalen 275 GTB/C Rennwagen Preise um 7–10 Mio. $ veranschlagt , und ein NART Spider ist aufgrund seiner Seltenheit praktisch unbezahlbar (jenseits 20 Mio. $ ).

Als Investment hat sich der 275 GTB als äußerst wertstabil erwiesen – in den letzten Jahrzehnten kannten die Preise langfristig fast nur eine Richtung: aufwärts. Selbst während allgemeiner Marktdellen blieben Top-Exemplare dieses Modells gefragt. Wichtig für Sammler ist die historische Authentizität: Originale Matching-Numbers-Motoren, lückenlose Dokumentation und eine Ferrari Classiche Zertifizierung steigern den Wert erheblich. Einige berühmte Chassisnummern erzielen wegen ihrer Historie besondere Aufmerksamkeit – etwa Chassis 06885 (ein 275 GTB/C Speciale mit Le-Mans-Geschichte) oder Chassis 10621 (Steve McQueens 275 GTB/4). Insgesamt gilt: Wer heute einen Ferrari 275 GTB erwerben möchte, braucht neben dem nötigen Kapital vor allem Geduld und das richtige Netzwerk, um eines dieser Schmuckstücke zu finden.

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Prominente Besitzer und kulturelle Referenzen

Schon in den 1960er-Jahren zog der Ferrari 275 GTB prominente Käufer magisch an. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten war Steve McQueen, Hollywood-Star und Autoliebhaber, der einen 275 GTB/4 neu erwarb . McQueen ließ „seinen“ Ferrari sogar individuell anpassen (u.a. spezielle Spiegel und eine Wunschlackierung in Chianti-Rot) . Der Wagen begleitete ihn mehrere Jahre in Kalifornien und wurde so legendär, dass er Jahrzehnte später auf einer Auktion zweistellige Millionenbeträge erzielte . McQueen trug auch dazu bei, den 275 GTB auf der Leinwand zu verewigen: In der 1968er Verfilmung The Thomas Crown Affair sitzt Faye Dunaway in einem dunkelblauen 275 GTS/4 NART Spider neben McQueen am Steuer – eine Filmszene, die den NART Spider einem weltweiten Publikum bekannt machte.

Auch Peter Sellers, der britische Komiker und Filmstar (u.a. Pink Panther), zählte den Ferrari 275 GTB zu seiner Autosammlung. Sellers besaß einen hellblauen 275 GTB/4, den er später auf Rosso umlackieren ließ . Obwohl er für seine exzentrischen Rollen bekannt war, zeigte sich sein exquisiter Geschmack in der Wahl dieses eleganten Sportwagens. Ein weiterer Name aus der Musikgeschichte ist Miles Davis: Der berühmte Jazz-Trompeter fuhr Ende der 60er einen roten 275 GTB/4. Davis’ Ferrari geriet 1969 in die Schlagzeilen, als bei einem mutmaßlichen Anschlag Kugeln in die Karosserie einschlugen – er selbst blieb unverletzt, doch der Wagen wurde Teil seiner bewegten Biografie . Davis liebte schnelle Autos und besaß später auch einen Miura; sein roter 275 GTB/4 jedoch gilt als Ausdruck seines rebellischen Lebensstils.

Zahlreiche weitere Berühmtheiten jener Epoche und danach schmückten sich mit dem 275 GTB. So fuhr der französische Schauspieler Alain Delon zeitweise einen Ferrari dieser Serie (wenn auch bekanntlich einen 250 California in einem berühmten Fotoshooting). Der Rennfahrer und Unternehmer Luigi Chinetti – als Initiator des NART Spider – besaß ebenfalls privat einen 275 GTB und setzte Ferraris dieses Typs mit seinem Team im Rennsport ein. Der 275 GTB fand auch in späteren Filmen und Medien Erwähnung: In Clint Eastwoods Beguiled (1971) taucht ein Ferrari 275 auf, und in Sammlerkreisen werden Modelle und Poster dieses Fahrzeugs bis heute aufgrund seines Promi-Faktors gehandelt.

Schließlich hat der Ferrari 275 GTB auch kulturell Spuren hinterlassen. Er steht symbolisch für die Swinging Sixties, als Autos wie dieses zu Statussymbolen einer neuen Jetset-Generation wurden. Seine Präsenz in Museen und Ausstellungen (etwa im Enzo Ferrari Museum in Modena, wo ein gelber 275 GTB ausgestellt ist) zeugt von seinem künstlerischen Wert und seiner Aura als rolling sculpture. Bücher und Artikel widmen sich seiner Geschichte, und renommierte Veranstaltungen wie das Pebble Beach Concours d’Elegance präsentieren regelmäßig herausragende 275-GTB-Exemplare. Kurz: Der Ferrari 275 GTB verkörpert nicht nur technische Exzellenz, sondern auch ein Stück Popkultur und Prominenz. Vom „King of Cool“ Steve McQueen bis zu Jazz-Ikone Miles Davis – dieser Ferrari wurde von Legenden gefahren und ist selbst zur Legende auf Rädern geworden.

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