Ferrari

250 GT Berlinetta Lusso

Der Ferrari 250 GT Berlinetta Lusso – oft kurz „250 GT Lusso“ genannt – wurde von 1962 bis 1964 in rund 18-monatiger Produktionszeit hergestellt . Mit etwa 350 gebauten Exemplaren markierte er das Ende der berühmten Ferrari-250-Modellfamilie.

Geschätzter Marktwert

1.500.000 – 3.500.000

Technische Daten

Ferrari

250 GT Berlinetta Lusso

1962-1964

Baujahre

Scaglietti, Design von Pininfarina

Karosseriebauer

kein Eintrag

Matching Numbers

350

Produzierte Stück

300

Existierende Stück

3000

Hubraum (CC)

3.0 Liter V12 Colombo (Tipo 168 U)

Motor

3000

Leistung (HP)

240

Topspeed

7,0

Beschleunigung

242

Drehmoment

4-Gang-Handschaltung

Getriebe

Hinterradantrieb

Antrieb

2.400 mm

Radstand

Einzelradaufhängung mit Dreieckslenkern und Schraubenfedern

Fahrwerk vorne

Starrachse mit Blattfedern und Längslenkern

Fahrwerk hinten

1020

Gewicht

Scheibenbremsen rundum

Bremsen

15-Zoll-Räder mit Drahtspeichen

Reifen

kein Eintrag

Farben

Wissenwertes

Ferrari 250 GT Lusso (1962–1964)

Geschichte und Entwicklung

Der Ferrari 250 GT Berlinetta Lusso – oft kurz „250 GT Lusso“ genannt – wurde von 1962 bis 1964 in rund 18-monatiger Produktionszeit hergestellt . Mit etwa 350 gebauten Exemplaren markierte er das Ende der berühmten Ferrari-250-Modellfamilie und schloss eine Lücke zwischen den reinrassigen Rennsportwagen und den komfortableren 2+2-Coupés von Ferrari. Vorgestellt wurde der Lusso als Prototyp auf dem Pariser Automobilsalon 1962, wo er dank des zeitlosen Pininfarina-Designs großen Beifall fand . Bereits im Herbst 1962 begann die Produktion in Maranello, und bis August 1964 rollte der Lusso in Handarbeit vom Band .

Innerhalb der Ferrari-Modellgeschichte ist der 250 GT Lusso insofern besonders, als Ferrari hier erstmals zwei unterschiedliche Fahrzeuge als Nachfolger des sportlichen 250 GT Berlinetta SWB (Short Wheelbase) positionierte: Für Rennzwecke entstand der kompromisslose 250 GTO, während der Lusso als eleganter Gran Turismo für die Straße konzipiert war . Sein Name „Lusso“ bedeutet „Luxus“ auf Italienisch – und tatsächlich bot dieser Zweisitzer mehr Raum und Komfort als der Vorgänger, ohne jedoch ein reines Luxusfahrzeug zu sein . Ferrari selbst positionierte den Lusso zwischen den spartanischen Rennwagen und den viersitzigen GT-Modellen (wie dem 250 GTE 2+2) und reagierte damit auf eine wachsende Kundennachfrage der frühen 1960er nach einem alltagstauglichen, aber dennoch sportlichen Coupé .

Als direkter Nachfolger des straßenzugelassenen 250 GT SWB (Berlinetta) behielt der Lusso das kurze Chassis mit 2400 mm Radstand bei , verzichtete aber bewusst auf eine Homologation für den Motorsport – offiziell war er nicht für Rennen gedacht . Nichtsdestotrotz nahmen einzelne Enthusiasten mit ihren Lussos an Wettbewerben teil: 1964/65 erschienen ein paar Wagen bei Veranstaltungen wie der Targa Florio und der Tour de France für Automobile . Ferrari hatte also mit dem Lusso einen Gran Turismo geschaffen, der als letzter Vertreter der 250er-Serie die Erfolgsgeschichte dieser Modellreihe abschloss und 1964 vom technisch weiterentwickelten Ferrari 275 GTB abgelöst wurde .

Design und Technik

Der 250 GT Lusso beeindruckt bis heute durch seine elegante Linienführung und gilt als einer der formschönsten Sportwagen der 1960er-Jahre . Verantwortlich für das Design war Battista „Pinin“ Farina und sein Turiner Studio Pininfarina, während die Carrozzeria Scaglietti in Modena den Karosseriebau übernahm . Charakteristisch ist die harmonische Coupé-Silhouette mit langer Motorhaube, geschwungenen Kotflügeln und einem leicht abfallenden Heck in Kamm-Heck-Form. Die Front ziert ein breiter, niedriger Kühlergrill im typischen Ferrari-Eierkastendesign, flankiert von Doppelscheinwerfern und einer geteilten Stoßstange mit kleinen „Bumperettes“ . Besonders auffällig ist die große, weit gewölbte Panoramascheibe am Heck, die nicht nur stilistisch wirkt, sondern auch für gute Rücksicht sorgt . Die Proportion aus Glasflächen und Blech wird oft als nahezu perfekt beschrieben – selbst GM-Designchef Chuck Jordan zählte den Lusso rückblickend zu seinen Favoriten und lobte die elegante Linienführung mit dem leichten Aufwärtsschwung am Heckabschluss .

Auch Innenraum und Details des Lusso zeigen die Mischung aus Sportlichkeit und Eleganz. Das Interieur ist vollständig in feinstem Leder ausgeschlagen – einschließlich zweier tief ausgeformter Schalensitze und einer hinter den Sitzen platzierten Gepäckablage . Auf dieser Ablage befinden sich lederne Haltegurte, um Reisekoffer oder Taschen stilecht zu verzurren . Ungewöhnlich ist das Armaturenbrett: Die beiden großen Rundinstrumente (Tachometer und Drehzahlmesser) sitzen nicht klassisch hinter dem Lenkrad, sondern prominent in der Mitte des Dashboards in separaten, zum Fahrer geneigten Anzeigengehäusen . Direkt vor dem Holzlenkrad sind hingegen kleinere Zusatzinstrumente in einer waagerechten Leiste angeordnet, was dem Cockpit ein einzigartiges Erscheinungsbild verleiht . Dieses mutige Designdetail – formschön, wenn auch etwas unpraktisch – unterstreicht den individuellen Charakter des Lusso. Insgesamt herrscht im Innenraum trotz sportlicher Enge ein Hauch von Luxus: Chrom- und Alu-Details, ein Holztachometerkranz und sorgfältig verarbeitete Materialien machen deutlich, dass der Lusso als Fahrerauto für Genießer gedacht war, die neben Performance auch Wert auf Stil legen.

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Motor und Fahrwerk

Unter der Motorhaube des 250 GT Lusso arbeitet der bewährte Colombo-V12-Motor mit 3,0 Litern Hubraum, der bereits in vielen 250er-Ferraris erfolgreich war. Im Lusso kommt die Variante Tipo 168/U zum Einsatz – ein kurzhubiger 60°-V12 mit Einzelzündung und je einer obenliegenden Nockenwelle pro Zylinderbank . Die Gemischaufbereitung übernehmen drei Doppelvergaser vom Typ Weber 36 DCS . Ferrari gab die Leistung mit etwa 240 PS (176 kW) bei 7500/min an , manche Quellen sprechen von ca. 250 SAE-PS . Damit erreichte der Lusso eine Höchstgeschwindigkeit von rund 240 km/h, was ihn Anfang der 1960er zu einem der schnellsten straßenzugelassenen Sportwagen machte . Die Kraftübertragung erfolgt klassisch über ein handgeschaltetes 4-Gang-Getriebe (alle Gänge voll synchronisiert) auf die Hinterräder . Ferrari experimentierte zwar in jener Zeit bereits mit 5-Gang-Getrieben (der Nachfolger 275 GTB bekam eines), doch im Lusso hielt man am viergängigen Getriebe fest – was angesichts des elastischen V12 und der eher komfortbetonten Auslegung nicht als Nachteil galt.

Das Fahrwerk kombiniert einen stabilen Leiterrohrrahmen mit damals fortschrittlicher Fahrwerkstechnik. Vorne besitzt der Lusso Einzelradaufhängung an doppelten Dreiecksquerlenkern mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern – eine Konstruktion, die Ferrari seit dem 250 GT von 1954 sukzessive verfeinert hatte. Hinten kommt noch eine Starrachse zum Einsatz, allerdings mit aufwendiger Führung: Längslenker (Radiusarme) und halbelliptische Blattfedern werden durch zusätzliche konzentrische Schraubenfedern und Teleskopdämpfer ergänzt . Dieses Layout der Hinterachse teilt sich der Lusso interessanterweise mit dem rennorientierten 250 GTO, wodurch Traktion und Straßenlage für einen Wagen mit Starrachse sehr gut waren . Darüber hinaus erhielt der Lusso – anders als frühere 250-Modelle – rundum Scheibenbremsen, was der Verzögerung und Standfestigkeit zugutekam . Die Lenkung (ohne Servounterstützung) arbeitet mit Schnecken- und Rollengetriebe und vermittelt viel Gefühl für die Straße, erfordert aber Kraft beim Rangieren. Mit einem Trockengewicht von etwa 1020 kg (je nach Ausstattung bis ~1300 kg) ist der Lusso zwar kein Leichtgewicht, doch in Kombination mit dem kräftigen V12 ergibt sich ein beeindruckendes Leistungsgewicht. Summa summarum verband der 250 GT Lusso bewährte Ferrari-Renntechnik – Motor, Chassis und Bremsen – mit einer Prise zivilen Komforts, was ihm den Ruf eines formidablen GT-Sportwagens einbrachte. Fachleute lobten sein neutrales, gut beherrschbares Fahrverhalten; zeitgenössische Tester bezeichneten ihn als „zivilisierten Sportwagen für Gentlemen-Driver“, der auf kurvigen Landstraßen ebenso Zuhause ist wie auf der Autostrada.

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Varianten und Sonderversionen

Obwohl der 250 GT Lusso als straßenorientiertes Serienmodell gedacht war, gab es doch einige bemerkenswerte Varianten und Einzelstücke:

Prototyp Paris 1962: Das auf dem Salon de Paris vorgestellte Vorserien-Fahrzeug entsprach bereits weitgehend dem späteren Serien-Lusso, zeigte aber in Details minimale Abweichungen . Dieses Ausstellungsstück diente als Entwicklungsgrundlage; kurz nach seiner Premiere begann Ferrari bereits mit der Fertigung der Kundenfahrzeuge .

Pininfarinas persönlicher Lusso: Ferrari-Designer Battista „Pinin“ Farina ließ sich einen Lusso (Chassis-Nr. 4335GT) als Dienstwagen anfertigen, der einige Sondermerkmale aufwies . Zunächst waren die Änderungen dezent: Rechteckige Türgriffe, kein Ventilationsfenster auf der Fahrerseite, entfallene Zusatzscheinwerfer vorn, eine glatte Motorhaube ohne Lufthutze und ein etwas höher ausgeformter Heckspoiler . Mitte 1963 ließ Pininfarina die Front dieses Wagens jedoch nochmals umrüsten: Er erhielt eine tiefer gezogene, breitere Kühleröffnung ähnlich dem GTO und abgedeckte Scheinwerfer unter Plexiglas . Im Innenraum wurde bei diesem Einzelstück auch das Instrumentenlayout konventioneller gestaltet (Tacho und Drehzahlmesser vor dem Fahrer) . Pininfarinas persönlicher Lusso diente gewissermaßen als rollendes Versuchslabor für Designideen, die jedoch in dieser Form Unikate blieben.

Rennsport-Umbauten: Offiziell gab es keine Rennversion des Lusso, doch mindestens drei Exemplare wurden von ihren Besitzern für den Motorsport präpariert . Ein prominentes Beispiel: Ein wohlhabender Kunde, der auf seinen verspäteten 250 GTO wartete, erhielt von Ferrari interimistisch einen Lusso mit leistungsgesteigertem Motor, um bereits an Rennen teilnehmen zu können . Dieser Wagen wurde als Lusso Competizione eingesetzt und soll rund 320 PS geleistet haben . Insgesamt sind drei Lusso-Coupés bekannt, die in den 1960ern bei Rennen (u.a. Targa Florio) starteten. Heute existiert davon nur noch ein einziger original erhaltener Renn-Lusso; er gilt als einzigartiges Zeugnis dafür, dass selbst ein „Luxus-Ferrari“ notfalls die Rennstrecke nicht scheute .

Rechtslenker-Versionen: Die meisten Ferrari Lusso wurden mit Linkslenkung ausgeliefert, doch für den britischen Markt entstanden ab Werk 22 Exemplare mit Rechtslenkung. Diese Raritäten (nur 19 davon existieren heute noch) wurden über Maranello Concessionaires in England verkauft und sind bei Sammlern besonders begehrt . Technisch unterscheiden sie sich bis auf die angepasste Lenkung nicht vom Standardmodell.

Sonderkarosserie Fantuzzi: Ein Lusso sticht als außergewöhnliches Einzelstück hervor: Chassis-Nr. 4383GT, der 16. produzierte Lusso, wurde etwa 1965 von Carrozziere Medardo Fantuzzi umgebaut . Offenbar nach einem Unfall entschied sich der Besitzer, dem Wagen eine neue, aerodynamisch verfeinerte Karosserie zu gönnen. Fantuzzi – bekannt für seine Rennsport-Entwürfe für Ferrari in den späten 50ern und frühen 60ern – schuf ein einmaliges Design für den Lusso: Die Frontpartie bekam einen flacheren, breiteren Grill und integrierte Scheinwerferverkleidungen, während seitliche Kiemen und andere Details dem Wagen einen noch sportlicheren Auftritt verliehen . Dieses Fantuzzi-Lusso-Unikat existiert bis heute und wurde kürzlich aufwändig restauriert, sodass es gelegentlich auf Concours-Veranstaltungen zu sehen ist . Es vereint die Eleganz des Lusso mit einer Prise Rennsportstil – ein faszinierendes Beispiel für die individuelle Karosseriebau-Kultur jener Zeit.

Abgesehen von diesen Besonderheiten gab es keine offiziellen Cabriolet- oder Spyder-Versionen des Lusso – offene 250er-Ferraris dieser Ära waren der California Spyder und der 250 GTE Cabriolet vorbehalten. Der Lusso blieb stets ein geschlossener Zweisitzer. Dennoch zeigen die oben genannten Varianten, dass selbst im kleinen Serienlauf von ~350 Stück einige interessante Abweichungen und Geschichten entstanden sind, die den Reiz dieses Modells für Enthusiasten nur noch steigern.

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Stärken des Modells

Der Ferrari 250 GT Lusso wurde von Beginn an als Fahrzeug für die Straße mit hoher Leistung konzipiert – entsprechend liegen seine Stärken sowohl in der Technik als auch im Fahrerlebnis und Design:

Atemberaubende Ästhetik: Nahezu einhellig wird der Lusso für sein wunderschönes Design gerühmt. Die Proportionen – lange Haube, kompakte Kabine, fließendes Heck – und die feinen Details von Pininfarina machen ihn zu einem „Rolling Sculpture“. Viele Fans und Experten betrachten ihn als einen der elegantesten Ferrari aller Zeiten . Dieser zeitlose Stil sorgt dafür, dass der Lusso bis heute auf Concours d’Elegance regelmäßig Preise gewinnt (ein Exemplar wurde 2018 Best of Show in Montecatini Terme ).

Fahrdynamik und Langstreckenkomfort: Trotz seiner Abstammung von Rennsportwagen bietet der Lusso ein vergleichsweise zivilisiertes Fahrverhalten. Die Kombination aus kurzem Radstand, ausgewogener Achslastverteilung (V12 vorn, Getriebe an Motor gekoppelt) und hochwertigem Fahrwerk ergibt ein agiles Handling. Fahrer berichten von einer direkten Straßenlage und guter Kurvenstabilität – „sehr verbunden mit der Straße“ urteilen Kenner . Gleichzeitig ist der Lusso komfortabler abgestimmt als ein 250 SWB oder gar GTO: Die Federung schluckt Bodenunebenheiten erstaunlich gut, und die zwei bequemen Sitze sowie die Gepäckablage machen auch lange Reisen zu zweit möglich. Steve McQueen etwa liebte es, mit seinem Lusso ausgedehnte High-Speed-Roadtrips durch Kalifornien zu unternehmen . Er fuhr mit Freunden Strecken von Los Angeles über Monterey bis Lake Tahoe – der Lusso meisterte diese Touren mit Bravour und blieb auch nach Stunden zügiger Fahrt ein angenehmer Reisewagen . Diese Kombination aus Sportlichkeit und Reisekomfort (Gran Turismo im besten Sinne) gehörte zu den Hauptverkaufsargumenten des Lusso.

Leistungsstarker, kultivierter Motor: Der 3,0-Liter-V12 ist eine Ferrari-Ikone – drehfreudig, klangstark und zugleich laufruhig. Mit ~240 PS hatte der Lusso genug Kraft für seine Zeit, um es mit nahezu jedem Konkurrenten aufzunehmen. Der Motor gilt als robust und elastisch, bietet gute Beschleunigung über ein breites Drehzahlband und begeistert durch den typischen Ferrari-V12-Soundtrack. Für Überlandfahrten ist auch die Elastizität bemerkenswert; bei Bedarf zieht der Lusso im hohen Gang aus niedrigen Touren ohne Murren hoch.

Fortschrittliche Technik: Mit 4-Rad-Scheibenbremsen und Sperrdifferenzial (als Option erhältlich) war der Lusso technisch auf Höhe der Zeit. Die Bremsen sorgten für zuverlässige Verzögerung, was bei schnellen Autobahnfahrten ein Sicherheitsplus war. Auch die vollsynchronisierte Schaltung war 1963 keine Selbstverständlichkeit und erleichtert das Fahren im Alltag.

Exklusivität und Image: Schon als Neuwagen war der 250 GT Lusso exklusiv – die Stückzahl war gering, die Wartezeiten lang und die Nachfrage hoch . Prominente Käufer (siehe unten) steigerten seinen Glamour-Faktor. Wer einen Lusso fuhr, demonstrierte Geschmack und Status. Diese Aura umgibt das Modell bis heute: Ein Lusso in der eigenen Garage zeugt von Kennerstatus und Sinn für automobile Schönheit.

Zusammengefasst bietet der Ferrari 250 GT Lusso ein harmonisches Gesamtpaket aus Performance, Stil und Usability. Er war ein Sportwagen, der nicht nur auf der Rennstrecke brillierte, sondern vor allem auf der großen Tour – und damit genau den Nerv jener Ära traf, in der „Gran Turismo“ als Konzept blühte.

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Schwächen des Modells

Trotz aller Vorzüge ist auch der 250 GT Lusso nicht frei von Schwächen. Einige Punkte ergeben sich aus seinem Alter und Konzept, andere zeigten sich schon damals im Vergleich zu moderneren Sportwagen:

Wartungsintensität: Als klassischer Ferrari bedarf der Lusso intensiver Pflege. Der hochdrehende V12-Motor mit seinen drei Vergasern muss regelmäßig synchronisiert und feinjustiert werden, um optimal zu laufen. Ventilspieleinstellung und Zündsystem (Doppelzündspule, Verteiler hinten am Motor) erfordern Sachverstand. Schon in den 1960ern beklagten Besitzer gewisse Zicken: Steve McQueen etwa ließ seinen Lusso-Motor neu überholen, weil er unter Last zu stark Öl verbrauchte und blau rauchte – Ursache waren ab Werk recht weiche Ventilführungen, die sich übermäßig abnutzten . Solche Probleme ließen sich beheben, aber sie zeigen, dass ein Lusso Aufmerksamkeit braucht. Heute gilt: nur Spezialisten mit Ferrari-Erfahrung sollten an Motor, Getriebe und Fahrwerk Hand anlegen. Dies macht Wartung und Reparaturen kostspielig. (Beispiel: Ein großer Service inklusive Vergaserabstimmung kann um die $3.000 kosten , spezielle Ersatzteile wie Verteilerkappen liegen im dreistelligen Dollarbereich .) Der Lusso ist also kein „wartungsfreies“ Fahrzeug – regelmäßige Liebe ist Pflicht.

Ersatzteilversorgung: Da nur 350 Stück gebaut wurden, ist die Verfügbarkeit von Originalteilen eingeschränkt. Ferrari selbst stellt für so alte Modelle keine Teile mehr her. Glücklicherweise gibt es inzwischen einen Markt für Nachfertigungen (etwa Borrani-Speichenräder, Auspuffanlagen oder Vergaserteile). Dennoch: Wer z.B. eine originale Frontstoßstange oder Chromzierrat sucht, braucht Geduld und muss oft tief in die Tasche greifen. Mechanische Komponenten teilt der Lusso teilweise mit anderen 250er-Ferraris, was hilft – aber Karosserieteile oder Interieurteile sind rar. Eine gute Nachricht ist, dass Ferrari Classiche und spezialisierte Betriebe (GTO Engineering u.a.) bestimmte Teile nachfertigen oder aufarbeiten können, jedoch zu hohen Kosten.

Alltagstauglichkeit: Aus heutiger Sicht ist der Lusso zwar komfortabler als manch anderer Oldtimer-Sportwagen, aber im Alltag 2025 wäre er dennoch unpraktisch. Er hat keinerlei Servounterstützungen – Lenkung und Kupplung sind im Stadtverkehr schwergängig. Die Sitzposition ist sportlich niedrig und relativ nach hinten versetzt, was Übersicht erschwert. Bei sommerlichen Temperaturen heizt sich der Innenraum stark auf (keine Klimaanlage, viel Glasfläche). Zudem ist das Platzangebot – abgesehen vom nützlichen Ablagebrett hinter den Sitzen – auf zwei Personen beschränkt. Einkäufe oder Gepäck müssen sorgfältig verpackt werden. Auch der Spritkonsum ist beachtlich: je nach Fahrweise 18–25 Liter/100 km Superbenzin sind realistisch. Damit ist der Lusso eher Genussmittel für Ausfahrten als Alltagsfahrzeug für jeden Tag.

Keine Servobremsen: Zwar hat der Lusso Scheibenbremsen, jedoch fehlt eine Bremskraftverstärkung. Das bedeutet, der Fahrer muss kräftig aufs Pedal treten, um maximale Verzögerung zu erzielen. Unerfahrene Fahrer könnten die Wirkung zunächst unterschätzen. Bei schnellen Passabfahrten neigt die Bremsanlage, wenn sie nicht perfekt gewartet ist, auch zum Fading – hier ist Vorsicht geboten. Moderne Fahrzeuge bieten hier deutlich mehr Sicherheitsreserven.

Preis und Wert als Hemmschuh: Eine etwas paradoxe „Schwäche“ ergibt sich aus dem hohen Sammlerwert: Die meisten existierenden Lusso sind heute Millionenwerte (siehe Sammlerinfo). Viele Besitzer zögern daher, ihre kostbaren Wagen wirklich sportlich zu bewegen oder regelmäßig zu nutzen – aus Angst vor Wertverlust oder Beschädigung. So fristet mancher Lusso ein Leben als Ausstellungsstück und kommt kaum auf die Straße. Damit geht natürlich ein Stück des eigentlichen Gebrauchswerts verloren. Wer einen Lusso besitzt, muss stets abwägen zwischen dem Genuss am Fahren und dem Erhalt des Fahrzeugwerts.

In Summe sind die Schwächen des 250 GT Lusso vor allem im Kontext eines Oldtimers zu sehen. Als er neu war, galten Lenkkräfte, Wartungsintervalle etc. als normal. Aus moderner Perspektive sind es liebenswerte Unzulänglichkeiten, die jedoch von echten Enthusiasten gern in Kauf genommen werden, um das authentische Fahrerlebnis zu erhalten.

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Sammlerinformationen

Heute zählt der Ferrari 250 GT Lusso zu den begehrtesten klassischen Ferrari-Straßenmodellen. Marktwert und Wertentwicklung: In den letzten Jahrzehnten haben die Preise eine bemerkenswerte Steigerung erfahren. Der Neupreis lag 1963 in den USA bei rund $13.000 – was damals schon eine erhebliche Summe war . Doch im Gebrauchtmarkt der 1970er wurden Lussos zeitweise fast unterschätzt: So wechselte Steve McQueens Exemplar 1973 für nur $12.900 den Besitzer (nachdem McQueen den Wagen wegen des erwähnten Motorleidens abgegeben hatte). Ab den 1980er Jahren zogen die Preise für klassische Ferraris jedoch steil an. Während der Hochphase der Ferrari-Spekulationsblase um 1989/90 erreichten auch Lusso-Coupés bereits Preise im hohen sechsstelligen Bereich (USD). Nach einem Einbruch in den 1990ern stiegen die Werte ab ca. 2000 wieder kontinuierlich. Spätestens seit 2010 liegen gut erhaltene Fahrzeuge regelmäßig im siebenstelligen Bereich. Einen Höhepunkt markierte die Versteigerung von Steve McQueens Lusso: Dieses in marron-braun lackierte Exemplar erzielte 2007 bei Christie’s in Monterey $2,31 Mio. – weit über dem damaligen Erwartungswert. In den folgenden Jahren pendelten Auktionspreise je nach Zustand und Provenienz meist zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Dollar . Spitzenexemplare mit prominenter Geschichte können noch mehr erreichen: 2015 wurde auf der Monterey-Auktion ein Lusso für $2,365 Mio. verkauft und übertraf damit sogar den McQueen-Preis . Andererseits gab es auch Fälle, in denen ein weniger perfekter Lusso unter 1 Mio. blieb (z.B. €977.000 beim Verkauf eines grauen Lusso auf der Rétromobile 2019 in Paris ). Die Bandbreite ist also groß und reicht aktuell von etwa $900.000 am unteren Ende bis rund $2,8 Mio. am oberen Ende . Insgesamt zeigt sich ein Aufwärtstrend: Laut Analysen liegt der Durchschnittspreis (alle Zustände gemittelt) um 1,6 Mio. $ , und besonders in den letzten Jahren (2021–2023) haben einige selten auf den Markt gekommene Exemplare neue Höchstwerte erzielt – so z.B. ein silberner Lusso, der 2023 in Monterey für $2,81 Mio. zugeschlagen wurde . In Euro umgerechnet entsprechen Top-Exemplare also etwa 2,5 Mio. €.

Zur Verfügbarkeit: Da 350 Exemplare gebaut wurden und ein großer Teil überlebt hat, tauchen Lusso-Coupés relativ regelmäßig bei namhaften Auktionshäusern (RM Sotheby’s, Gooding, Bonhams etc.) auf. Pro Jahr werden weltweit meist einige wenige Lussos öffentlich versteigert. Die Nachfrage ist hoch, doch das Angebot ist nicht so extrem rar wie etwa beim 250 GTO (von dem nur 36 existieren). Dies führt zu einer gewissen Stabilisierung: In Jahren mit vielen Angeboten können die Preise leicht nachgeben, wenn das Käuferinteresse sich verteilt . So notierte ein Marktbeobachter 2015, dass das Angebot an Lusso zeitweise größer war als die Nachfrage und sich Preise knapp unter 2 Mio. als „neuer Normalwert“ einpendelten . Dennoch gelten 250 GT Lussos weiterhin als Blue-Chip-Collector Cars: Sie werden auf Auktionen meistens verkauft und gelten als sichere Bank im Portfolio von Autosammlern.

Beim Kauf eines Lusso gibt es für Sammler einige Besonderheiten zu beachten. Zunächst ist die Originalität des Fahrzeugs von entscheidender Bedeutung für den Wert: Matching-Numbers (Motor, Getriebe, Chassis übereinstimmend) sollten nachweisbar sein. Ferrari bietet mit dem Programm Classiche eine Zertifizierung an – ein rotes Zertifikatbuch („Red Book“) bestätigt einem Lusso die Werksoriginalität, was beim Wiederverkauf nahezu unerlässlich ist. Interessenten sollten also bevorzugt Fahrzeuge mit Classiche-Zertifikat oder lückenloser Historie wählen. Zudem ist der Zustand zentral: Eine fachgerechte Restauration kann leicht mehrere 100.000 Euro kosten, daher zahlt es sich aus, ein bereits restauriertes Exemplar zu erwerben, sofern die Arbeit nachweislich von anerkannten Spezialisten durchgeführt wurde.

Ein genauer Blick auf die Karosseriesubstanz ist ratsam – wie viele 60er-Jahre-Fahrzeuge ist der Lusso anfällig für Rost, insbesondere an den Stahlkarosserien (Türunterseiten, Radläufe, Rahmen). Da einige Lussos im Laufe ihres Lebens Rennumbauten oder Farbwechsel erfuhren, sollte man prüfen, ob alle originalen Teile (Chromleisten, Zierembleme, Innenraumdetails) vorhanden sind. Fehlteile können schwierig aufzutreiben sein. Auch die mechanische Überprüfung ist wichtig: Der Motor sollte einen guten Kompressionstest vorweisen und keinen übermäßigen Ölverbrauch zeigen; Getriebe und Achsen sollten keine atypischen Geräusche machen. Eine Probefahrt kann Aufschluss über den Zustand der Synchronringe geben – hakelige Schaltvorgänge deuten auf Verschleiß hin.

Zuletzt muss einem Käufer bewusst sein, dass der Unterhalt anspruchsvoll ist (siehe oben) und dass es empfehlenswert ist, einen erfahrenen Ferrari-Oldtimer-Mechaniker an der Hand zu haben. Ebenso sollte man die Versicherungskosten bedenken: Aufgrund des Wertes wird man eine entsprechende Oldtimerversicherung benötigen, die durchaus kostspielig sein kann.

Alles in allem jedoch ist ein Ferrari 250 GT Lusso für Sammler ein Kronjuwel. Der Erwerb gleicht dem Kauf eines Kunstwerks – und wie bei einem solchen gilt es, mit Expertise und Sorgfalt vorzugehen, um lange Freude an diesem automobilen Klassiker zu haben.

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Prominente Besitzer und kulturelle Referenzen

Der 250 GT Lusso zog schon in den 1960er-Jahren prominente Käufer in seinen Bann – was seinem Image als „Auto der Berühmten und Schönen“ weiter Auftrieb gab. Allen voran ist Steve McQueen zu nennen: Der Hollywood-Star und Rennfahrer kaufte 1963 einen Lusso (Chassis 4891) in der Farbe Marrone Metallizzato . Der Wagen war ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau Neile und wurde zu McQueens liebstem Straßenfahrzeug in den folgenden Jahren . McQueen nutzte den Ferrari häufig in Los Angeles und Umgebung – sein entspannter Auftritt mit Sonnenbrille am Steuer des Lusso trug sicher zum Coolness-Faktor des Autos bei. Der McQueen-Lusso tauchte allerdings in keinem Film auf; er blieb Teil seines Privatlebens. Dennoch erschien der Wagen selbst Jahrzehnte später immer wieder in Magazinen, gerade als er 2007 und 2011 versteigert wurde, und prägte das Bild des „McQueen-Ferrari“ maßgeblich.

Auch Musik-Legende Eric Clapton gehörte zu den Lusso-Eignern: Der gitarrenverrückte Brite und bekennende Ferrarista zählte einen 250 GT Lusso zu seiner Autosammlung . Clapton ließ sich sogar von Ferrari ein modernes Einzelstück (SP12 EC) bauen – eine Hommage an den 512BB – doch in seinem Herzen haben die 60er-V12-Ferraris wie der Lusso einen besonderen Platz. Weitere bekannte Lusso-Besitzer waren zum Beispiel Schauspieler und Regisseur Roger Vadim, der in den 1960ern mit einem Lusso in Paris gesichtet wurde, sowie Gunther Sachs, der playboyhafte Fotograf und Industrieerbe, der zeitweilig einen Lusso in St. Moritz fuhr. Auch die Schauspielerin Jill St. John soll einen 250 Lusso gefahren haben – zumindest gibt es Anekdoten, dass sie 1966 in Riverside einen in augenfälligem Ferrari-Rot pilotierte und damit die Aufmerksamkeit junger Sportwagenfans weckte .

In Filmen spielte der 250 GT Lusso eher Nebenrollen. Anders als sein „Bruder“, der Rennwagen 250 GTO, oder das Cabrio 250 California, die beide in verschiedenen Filmproduktionen auftauchten (z.B. „Spiel mir das Lied vom Tod“ hatte eine GTO-Hintergrundszene, „Ferris macht blau“ verewigte einen California Spyder – allerdings als Replika), blieb der Lusso meist im Hintergrund. Er ist jedoch in zahlreichen Dokumentationen und Bildbänden über Ferrari präsent. Automagazine wie Road & Track und Motor Trend berichteten bereits in den 1960ern über Testfahrten mit dem Lusso. So beschrieb Motor Revue 1964 den Lusso als „eine Symbiose aus Rennsportwagen und Straßencoupé, die ihre Insassen fordern, aber auch verwöhnen kann“ – und hob lobend hervor, dass dieses Modell trotz aller Eleganz noch immer „voll überschüssiger Kraft“ stecke. Solche Schilderungen trugen dazu bei, die Legende des Lusso zu formen. Spätere retrospektive Tests (etwa in Motor Klassik oder Octane Magazine) feiern den Lusso regelmäßig als Stilikone und betonen, wie modern sich sein Fahrgefühl für ein Fahrzeug von 1963 anfühlt.

In der Kunst und Popkultur fand der Lusso ebenfalls Erwähnung: Auf historischen Aufnahmen von Events wie der Cartier „Style et Luxe“ Concours-Ausstellung in Goodwood steht ein leuchtend roter Lusso oft im Rampenlicht – ein Sinnbild für italienische Automobilkunst (der Cartier Award wurde z.B. 2015 an einen Ferrari Lusso in dieser Design-Ausstellung vergeben). In vielen Coffee-Table-Büchern über Ferrari zieren Bilder des Lusso die Seiten, häufig in Zusammenhang mit der gesamten 250er-Reihe.

Nicht zuletzt ist der exklusive Ruf des Lusso selbst Teil der Kultur: In Sammlerkreisen wird gern darauf verwiesen, dass der Lusso das Lieblingsauto von Designern und Ästheten ist – ein „Auto für Connaisseurs“. So wurde er in einem Artikel des Magazins Classic & Sports Car gar als „Automobilesques Äquivalent zum kleinen Schwarzen“ bezeichnet – will heißen: zeitlos, elegant, für jeden Anlass passend. Diese charmante Umschreibung zeigt, welchen Stellenwert der 250 GT Lusso sich über die Jahrzehnte erarbeitet hat.

Abschließend lässt sich festhalten: Der Ferrari 250 GT Lusso vereint in sich die Essenz der 1960er-Jahre-Gran-Turismo-Kultur. Historisch eingebettet zwischen Rennsport und Luxus, technisch beeindruckend, formvollendet gestaltet und mit einem Hauch von Hollywood-Glamour versehen, bleibt er ein strahlender Stern am Oldtimerhimmel. Für Classic Cars-Enthusiasten wie die Leser von ClassicCars.cloud bietet er ein faszinierendes Kapitel Ferrari-Geschichte – und eine Einladung zum Träumen von der Dolce Vita auf kurvigen Küstenstraßen Italiens.

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